Umgang mit Medikation und Rezepten: Umfrage mit 160 Spitex Organisationen

Ziel dieser Studie ist es, den aktuellen Umgang der Schweizer Spitex-Organisation mit Medikation und Rezepten zu verstehen und eine allfällige Nachfrage nach einem integrierten eMediplan auf OPAN zu evaluieren. Mit dem eMediplan profitieren nicht nur Patient*innen sondern auch Ärzt*innen und Apotheker*innen, die rund um die Uhr Daten zu Personen und deren Medikation elektronisch abfragen und überprüfen. Mehr als 160 Spitex-Organisationen haben an der Umfrage teilgenommen. Aus den Ergebnissen konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, welche wir mit Ihnen teilen möchten.

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Weitere Infos zum eMediplan finden Sie hier.

Demografische Angaben

Die Umfrage zum Umgang mit Medikation und Rezepten wurde ausschliesslich an Schweizer Spitex-Organisationen versendet. Teilgenommen haben 160 Spitex Organisationen aus 12 verschiedenen Kantonen. Spitzenreiter bzgl. Teilnehmerzahl ist der Kanton Bern mit 46 Spitex-Organisationen, dicht gefolgt vom Kanton Zürich mit 43.

In welchem Kanton ist Ihre Organisation tätig_.png

Umgang mit Medikation

Im Rahmen der Umfrage wurden die Teilnehmenden gefragt, ob Ihre Organisation Medikamente an Kunden verabreicht. 153 von 159 Spitex-Organisationen bejahten diese Frage. Nur drei verabreichen keine Medikamente. Daraus kann entnommen werden, dass die meisten Spitex-Organisationen in der Schweiz über die Kompetenz verfügen, Medikamenten an Ihre Kunden verabreichen zu können.

Verarbreicht Ihre Organisaion Medikamente an Kunden_.png

Die Mehrheit der Kunden hat die benötigten Medikamente bei Einsatzbeginn der Spitex vor Ort zur Verfügung. Dennoch kommt es häufig vor, dass nicht alle notwendigen Medikamente vorhanden sind, dies kann insbesondere auch von Tag zu Tag variieren.

Hat der Kunde die benötigten Medikamente bei Einsatzbeginn vor Ort_.png

Kommt das Thema auf, wer die Medikamente beschafft, werden die Antworten um einiges komplizierter. Im Fragebogen konnten die Variablen Spitex, Angehörige oder Kunde selbst angekreuzt werden. Bei der Auswertung fällt jedoch auf, dass die Quelle der Beschaffung der Medikamente stark variiert. Wie in der Grafik gut ersichtlich ist, haben 62 Organisationen angegeben, dass die Kunden ihre Medikamente bei unterschiedlichen Stellen beschaffen bzw. erhalten. Werden die Variablen getrennt überprüft, erhalten die Mehrheit der Kunden ihre Medikamenten durch die Spitex, während nur wenige ihre Medikamente selbst beschaffen.

Wer beschafft in der Regel die Medikamente_.png

Die Teilnehmenden der Umfrage konnten auf einer Skala von 1 (= selten) bis 10 (=sehr oft) angeben, wie oft es vorkommt, dass die benötigten Medikamente nicht beim Kunden vor Ort sind. Da die Ergebnisse unterschiedlich ausgefallen sind, gibt es keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Dennoch ist erkennbar, dass in den meisten Fällen die Medikamente vor Ort beim Kunden vorhanden sind.

Wie oft kommt es vor, dass die benötigten Medikamente nicht beim Kunde vor Ort sind_.png

Umgang mit nicht vorhandenen Medikamenten und Rezepten

Da es einige Fälle gibt, bei denen die benötigten Medikamente vor Ort nicht vorhanden sind, wurde die folgende Frage gestellt: Was tun Sie wenn, die Medikamente nicht vor Ort sind? Darauf konnten die Teilnehmenden frei antworten. Daher gab es ganz unterschiedliche Antworten. Einerseits wird das Rezept organisiert, sollte dies nicht vorhanden sein. Ist es vorhanden, so gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, einige Organisationen besorgen die Medikamente selbst, andere beauftragen den Kunden oder die Angehörigen, die Medikamente zu besorgen.

Um das Thema genauer zu betrachten wurde nachgefragt, ob sich die Spitex-Organisationen Medikamente für Kunden liefern lassen. Ein eindeutiges Ergebnis, ob die Organisation Medikamente für Ihre Kunden ausliefern lässt, gibt es nicht. Die Antworten liegen sehr nahe beieinander, einige lassen Medikamente liefern, andere wiederum nicht.

Lässt sich Ihre Organisation Medikamente für Kunden liefern_.png

Etwa ⅔ der Teilnehmenden hat angegeben, dass Medikamente direkt von der Organisation in der Apotheke abgeholt werden.

Geht Ihre Organisation Medikamente in der Apotheke abholen_.png

Zur Frage ob Spitex-Organisationen Vollmachten oder anderweitige Ausweise benötigen um Medikamente ihrer Kunden in der Apotheke abholen zu können, gibt es ein eindeutiges Ergebnis: 94.7% antworteten mit Nein, Rezept genügt. Daraus resultiert, dass die Spitex-Organisation über die benötigten Ressourcen und Kompetenzen verfügen und dementsprechend selbstständig Medikamente für ihre Kunden abholen können.

Benötigen Sie Vollmachten oder anderweitige Ausweise um Medikamente in der Apotheke stellvertretend für einen Kunden abzuholen_.png

Der zweite Teil der Umfrage behandelte zudem den Umgang mit Rezepten. Die Spitex-Organisationen wurden dabei gefragt, wie sie die Rezepte erhalten. Im Fragebogen wurden keine Antworten vorgegeben, die Teilnehmenden konnten ihre Antwort frei eingeben. Die Ergebnisse konnten nach der Auswertung in sieben Gruppen eingeordnet und in der untenstehenden Grafik zusammengetragen werden. Die Mehrzahl der Rezepte werden per Mail / elektronisch oder vom Hausarzt eingereicht. Am wenigsten Rezepte erhalten die Organisationen in der Apotheke oder per Post.

Wie erhalten Sie in der Regel Rezepte_.png

Verrechnung und Verbuchung von Leistungen

Ein weiteres Augenmerk der Umfrage lag auf der Verrechnung und Verbuchung von Leistungen. Spitex-Organisation können in den meisten Fällen die Leistung “Beschaffung / Organisation von Medikamenten” verrechnen. 7 % können die Leistung nur teilweise verrechnen. Die bedeutet, dass sie zwar die Bestellung und Besorgung der Rezepte verrechnen können, die Abholung der Medikamenten jedoch nicht, da dies von der Krankenkasse als Hauswirtschaftsleitung angesehen wird. Ca. ⅓ der Befragten kann die Leistung gar nicht abrechnen, da das unplanmässige Organisieren und Abholen der Medikamenten nicht bezahlt wird und dem Kunden somit nicht verrechnet werden kann. Nur die Bestellung der Medikamente ist in der Intervention “Medikamente richten und verabreichen” integriert. 

Können Sie die Leistung _Beschaffung _ Organisation von Medikamenten_ verrechnen_.png

Die Leistung “Beschaffung / Organisation von Medikamenten” wird in den Spitex-Organisationen unterschiedlich verbucht. In der Umfrage wurden 15 unterschiedlich benannte Posten erwähnt, welche in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet sind.

BehandlungspflegeHWLnicht KLV (Krankenpflege-
Leistungsverordnung)
Bestellungen als Admin-
Aufwand
Material bringenNPL
BotengangMedi richtenPauschal
Fixer BetragMedikamentenpauschaleSonderleistung
Hol- und BringdienstMedi-Managementspärlich, zu niedrigen Tarif

 

Im Gegensatz zur Beschaffung von Medikamenten kann die Verabreichung der Medikamente grösstenteils verrechnet werden. Lediglich fünf Teilnehmende antworteten, dass die Leistung nur teilweise verrechnet werden kann, während sie gemäss drei Befragten nicht verrechnet werden kann.

Können Sie für die Leistung _Verabreichen von Medikamenten_ verrechnen_.png

Massnahmen zur Verbesserung des Umgangs mit Medikamenten

Zum Schluss der Umfrage wurden die Teilnehmenden gefragt, welche Massnahmen zur Verbesserung des Umgangs mit Medikamenten ihrer Meinung nach helfen könnten. Diese Rubrik wurde in zwei Bereiche gegliedert, einerseits Massnahmen zur Effizienzsteigerung in Organisationen, andererseits Massnahmen zur Steigerung der Sicherheit des Kunden. Die Ergebnisse sind nachfolgend aufgelistet.

Massnahmen zur Effizienzsteigerung in Organisationen

  • Direkte Übernahme der Medikationspläne in die Spitex-Software
  • Klare Prozesse im Umgang mit Medikamenten (insbesondere im Fall von mehreren verschreibenden Ärzt*innen pro Kund*in)
  • Direktlieferung von Medikamenten
  • Vorhandensein der Medikamentente und eines aktuellen Medikationsplans beim Austritt
  • Zuweiser (v.a. Spitäler) sollten die Medikation mit Hausärzten absprechen. Oft wird vom Spital eine Medikation verordnet, von der Spitex aufgegleist und 2 Tage später vom Hausarzt wieder verändert. Dies verursacht viel Zeitaufwand, welcher dann von der Kasse nicht bezahlt wird

Massnahmen zur Steigerung der Sicherheit des Kunden

  • Verblisterung
  • 4-Augen-Prinzip
  • Mehr Zeit für das Richten und Kontrollieren der Medikamente
  • Alles direkt über die Spitex abwickeln und nicht über den Kunden
  • Verfügbarkeit eines stets aktuellen, kompletten und korrekten Medikationsplanes

by Hansueli Kaufmann Veröffentlicht: Aktualisiert: Donnerstag, 25. März 2021

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