Bevölkerungsentwicklungsszenarien: Mögliche Auswirkungen auf die Spitex

In zahlreichen Ländern der Erde hat die sogenannte Bevölkerungspyramide ihre charakteristische Form schon lange verloren. Gleiches gilt auch für die Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter macht im Jahr 2021 mit rund 65 Prozent den Grossteil aus. Die junge Bevölkerung hingegen liegt lediglich bei 15 Prozent.

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Man geht davon aus, dass der Anteil der älteren Bevölkerung 2045 doppelt so hoch sein wird wie die der jungen. Auch die Schweiz steht also vor dem grossen Problem der Bevölkerungsalterung. Das wird sich auch auf die Spitex auswirken.  

Die Nachfrage wird aufgrund der steigenden Zahl der älteren Schweizer vermutlich immer höher. Doch die Gefahr, dass sich die Zahl der Spitex-Fachkräfte verringert, ist gross, da der Bevölkerungsanteil im arbeitsfähigen Alter augenscheinlich sinkt. 

Was kann also getan werden, damit die umfassende Versorgung durch eine Spitex nicht zum Privileg wird? Wie können die Organisationen für alle zugänglich bleiben, die Hilfe benötigen?

Schweizer Spitex in Zahlen

Im Jahr 2019 wurden insgesamt 2339 Leistungserbringer mit 24'755 Beschäftigten in Vollzeitäquivalenten und 394'444 Klientinnen und Klienten verzeichnet. Heruntergerechnet ergaben sich daraus im Schnitt 15 bis 16 Klienten pro Spitex-Fachkraft. Nehmen wir nun diese Zahlen als Grundlage und transferieren sie auf die zu erwartende Bevölkerungspyramide im Jahr 2045.  

Man geht davon aus, dass der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung bis dahin um rund acht Prozent sinkt. Der Anteil der älteren Bevölkerung hingegen wird voraussichtlich um neun Prozent steigen. Die logische Konsequenz ist, dass jede Spitex-Fachkraft noch mehr Klienten zu betreuen haben wird, als es aktuell der Fall ist.  

Natürlich sind diese Zahlen nicht repräsentativ, da sie auf einer Hochrechnung aktueller Werte beruhen. Nichtsdestotrotz geben sie einen Hinweis darauf, wie es in Zukunft um die Spitex-Organisationen bestellt sein könnte. Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Um sie soll es nun gehen.

Weniger Unterstützung durch die eigene Familie

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Die Zahl der Spitex-Klienten wird mit hoher Wahrscheinlichkeit steigen, wofür es verschiedene Gründe gibt. Nicht nur die immer höher werdende Lebenserwartung ist im Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung zu erwähnen. Auch die steigende Zahl der Einzelhaushalte und kinderlosen Paare spielt eine Rolle.  

Damit fällt die Unterstützung durch die eigenen Kinder im Alter für zahlreiche Personen weg. Sie müssen sich anderweitig Hilfe suchen – zum Beispiel bei Spitex-Organisationen. Eines steht also fest: Den sich verändernden Umständen gerecht zu werden, stellt die Organisationen vor eine grosse Herausforderung. Nicht nur ein quantitatives, sondern auch qualitatives Wachstum ist gefragt.

Warum müssen Spitex-Organisationen aufgrund der Bevölkerungsentwicklung quantitativ und qualitativ wachsen?

Die Frage nach der Notwendigkeit des qualitativen Wachstums von Spitex-Organisationen lässt sich mit den immer komplexer werdenden Pflegesituationen erklären. Hinzu kommt der wachsende Anteil folgender Klientinnen und Klienten:

Das wiederum hat auch Auswirkungen auf das notwendige quantitative Wachstum. Dass der Bedarf an Spitex-Fachkräften steigen wird, steht ausser Frage. Doch auch immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit erweiterten oder spezialisierten Fachkompetenzen sind gefragt. Sie müssen in der Lage sein, den speziellen Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten gerecht zu werden. So kann möglicherweise dem gesamten Berufsbild ein Wandel bevorstehen. 

Schliesslich gehen sich wandelnde Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten mit veränderten Anforderungen an die Fachkräfte einher. Mehrinvestitionen in die Ausbildung der Fachkräfte werden also erforderlich sein, um dem komplexer werdenden Leistungsmix gewachsen zu sein.. Das Versorgungsgebiet wächst mit dem Leistungsausbau, was allerdings mit höheren Kosten für die Gemeinden einhergeht. Das gilt zumindest in Bezug auf Nonprofit-Organisationen.  

Welche Herausforderungen ergeben sich konkret aus der Bevölkerungsentwicklung für die Spitex?

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Nicht nur Spitex-Organisationen, sondern das gesamte Gesundheitswesen steht vor diversen Herausforderungen, die mit der  Bevölkerungsentwicklung einhergehen. Dazu gehören unter anderem:

  • drohender Fachkräftemangel
  • notwendige Fachspezialisierungen
  • erweitertes Dienstleistungsangebot
  • Qualitätsentwicklung
  • steigende Kosten
  • notwendige Verbesserung der Vernetzung im Gesundheitswesen (z.B. durch technisches Aufrüsten bzw. eHealth)

Um all dem gerecht zu werden, sind nicht nur finanzielle Mittel notwendig. Auch eine aktive gesellschaftliche Teilhabe der erwerbsfähigen Altersgruppe ist gefragt. Vielfältige Massnahmen sind erforderlich, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Schliesslich wird ein Grossteil der aktiven Mitarbeiter innerhalb der nächsten 20 Jahre pensioniert und eine grosse Lücke hinterlassen.  

Ein wichtiger Punkt ist allerdings auch die Prävention, um die Zahl der Personen zu reduzieren, die im Alter Unterstützung benötigen. Das Fördern entsprechender Massnahmen wie der Sturzprävention und Bewegungsförderung ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Doch kommen wir zurück zur Spitex.  

Nonprofit- und private Spitex-Organisationen in der Konkurrenz

Nonprofit-Organisationen finden sich in einem immer grösser werdenden Konkurrenzkampf wieder. So zeigen die Zahlen des Bundesamtes für Statistik, dass die Nachfrage nach Pflegeplätzen in Seniorenheimen im Vergleich zur Pflege durch Spitex-Organisationen zurückgeht. Daraus resultiert vor allem eine markante Zunahme der privaten Organisationen. Doch woran liegt das?

Nicht nur die Nachfrage nach einer Grundpflege, sondern auch nach Betreuung wächst aufgrund der Bevölkerungsentwicklung. Die dazugehörigen Leistungen werden von öffentlicher Hand allerdings nicht unterstützt. Deshalb gehört die Betreuung oftmals zum Kerngeschäft der privaten Spitex-Organisationen. Hinzu kommt der Wunsch nach Kontinuität seitens der Klientinnen und Klienten.  

Private Organisationen können häufig dafür sorgen, dass sie immer wieder von den gleichen Spitex-Fachkräften betreut werden. Grund dafür ist, dass diese oftmals hauptsächlich langfristige Aufträge annehmen.  

Damit ist es ihnen eher möglich, den Einsatz des Personals weiter im Voraus zu planen – anders als bei einer Nonprofit-Spitex. Als Organisationen mit Leistungsauftrag müssen Letztere auch kurzfristige Aufträge annehmen. Das bedarf einer flexiblen Einsatzplanung und erschwert die besagte Kontinuität.

Was bedeutet die Care-Migration für die Spitex?

Schätzungen zufolge arbeiten aktuell 10'000 bis 30'000 Care-Migrantinnen in der Schweiz und kümmern sich um die Seniorenbetreuung. Die Tendenz steigt und füllt damit eine Lücke im Schweizer Betreuungsangebot. Doch dieses Thema wird kontrovers diskutiert.

Care-Migration beschreibt die Arbeits- und Pendelmigration von Frauen aus wirtschaftlich schlechter gestellten Ländern. Sie übernehmen sowohl betreuerische als auch hauswirtschaftliche Aufgaben. In der Regel wohnen sie bei den Klienten, was eine 24-Stunden-Betreuung ermöglicht.  

In einem Wochen- oder Monatsrhythmus pendeln sie zwischen diesem Haushalt und ihrer Heimat. Zahlreiche Care-Migrantinnen versuchen so, ihr Zuhause in ihrem Herkunftsland zu erhalten und die Familie finanziell zu unterstützen. Aber worin besteht nun die Diskussion?

Einerseits kann die Care-Migration als Win-Win-Situation angesehen werden. Auch bei herrschendem Fachkräftemangel und geringen finanziellen Mitteln im Alter können die Klientinnen und Klienten in ihrem Zuhause betreut werden. Gleichzeitig verbessern die Care-Migrantinnen ihre eigene wirtschaftliche Lage in der Heimat.  

Andererseits ist zu erkennen, dass sie häufig sozial isoliert und überlastet sind und nur sehr geringe Löhne erhalten. Oftmals befürchten Personen, die eine Care-Migrantin beauftragen möchten, sie könnten sich damit in einen gesetzlichen Graubereich begeben. Um dann richtig handeln zu können, ist der Informationsbedarf gross.  

Eine umfassende Lösung für die immer grösser werdende Lücke im Bereich der Pflege älterer Leute ist die Care-Migration also nicht. Dennoch kann sich Hilfe aus dem Ausland durchaus als sinnvoll erweisen.

Die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland als möglicher Lösungsansatz für den Fachkräftemangel

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Gut ausgebildete ausländische Fachkräfte anzuwerben, ist ein wichtiges Mittel, um die Personalsituation im Bereich der Pflege und Betreuung zu verbessern. Auch Spitex-Organisationen können davon profitieren. Zu nennen sind hierbei beispielsweise die Philippinen. Im ersten Halbjahr 2019 verzeichnete der Inselstaat mehr als 25'000 genehmigte Ausreiseanträge für Pflegekräfte.  

Die Zusammenarbeit mit anderen Ländern sorgt für Erleichterung in der Schweiz. Gleichzeitig bietet sie jungen Fachkräften im Ausland attraktive Fortbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Eine berechtigte Frage ist nun, ob die Rekrutierung von Fachpersonal nicht einen Fachkräftemangel in den entsprechenden Partnerländern auslösen könnte.  

Um dies zu verhindern, hat die Weltgesundheitsorganisation den «Verhaltenskodex für die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften» erstellt. Dieser besagt, dass nur Fachpersonal aus Ländern zu rekrutieren ist, in denen ein Fachkräfteüberschuss vorliegt und kein Mangel droht.  

Lösungsansätze technischer Natur

Wir leben in Zeiten der Digitalisierung und immer weiter voranschreitender technischer Möglichkeiten. Auch in diesem Bereich ist nach Lösungsideen für die zunehmende Belastung der Spitex zu suchen. Was futuristisch klingt, hält schon jetzt immer stärker Einzug in die Diskussionen rund um die Spitex-Entwicklung in der Schweiz: Robotik.  

Bei der Betreuung dementer Klientinnen und Klienten kommen schon heute teilweise Roboter zum Einsatz. Sie sollen unter anderem dabei helfen, Emotionsbrücken aufbauen und zur Bewegung animieren. Der dahinterstehende Ansatz ist das Bindungsbedürfnis eines jeden Menschen. Die Roboter sollen suggerieren, Gefühle anzunehmen und auch zu erwidern, damit das Wohlbefinden steigern. Zudem helfen sie so gegen Vereinsamung.  

Ältere Menschen sind häufig von emotionaler und nicht zwangsläufig sozialer Einsamkeit betroffen. Das bedeutet, dass sie sich mit ihren Emotionen trotz eines ausgeprägten sozialen Umfelds alleingelassen fühlen. Genau an diesem Punkt soll die Robotik Abhilfe schaffen und Spitex-Fachkräfte entlasten. Aufgrund der vermutlich ansteigenden Arbeitsbelastung des Fachpersonals wird sich die Zeit, die pro Besuch aufgewendet werden kann, wahrscheinlich verkürzen. 

In diesem eingeschränkten Zeitraum hat die Erfüllung der vereinbarten Leistungen Vorrang, und der Austausch auf emotionaler Ebene steht hinten an. Dann kommt die Robotik ins Spiel. Doch auch diesbezüglich sind die Diskussionen kontrovers. Klar ist, dass Roboter den Kontakt zu anderen Personen keineswegs ersetzen können. Trotzdem können sie eine hilfreiche Ergänzung darstellen.  

Service-Roboter und smarte Haushaltshilfen bergen ein besonders hohes Potenzial. Sie könnten sich zu einer wertvollen Erleichterung bei der Bewältigung des Alltags entwickeln. Denkbar sind beispielsweise Erinnerungsfunktionen zur Medikamenteneinnahme, Unterstützung bei Hygieneverrichtungen, Alarmierung bei Notfällen und anderes mehr.  

All das ist noch Zukunftsmusik und bedarf vor allem der Akzeptanz. Generationen, die bereits mit moderner Technologie aufgewachsen sind, werden die Robotik vermutlich als wertvolle Unterstützung sehen. Ältere Generationen hingegen, für die derartige Technik Neuland ist, werden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mit Skepsis oder auch Ablehnung reagieren. Auch hierbei spielt also die Bevölkerungsentwicklung eine Rolle.

Datenübertragung und Kommunikation vereinfachen

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Wenn es um technische Möglichkeiten geht, müssen es nicht gleich Roboter sein. Auch die Vereinfachung und Beschleunigung der Kommunikation zwischen Klienten, Ärzten und Spitex-Organisationen ist ein wichtiger Schritt. Genau dessen nehmen wir von OPAN® uns an und sorgen für eine digitale Vernetzung.  

Sämtliche Daten, die für die Anmeldung nötig sind, übermitteln wir zuverlässig und sicher an die ausgewählte Spitex. Dabei haben Sie die Wahl, wer die Anmeldung für Ihren Verwandten übernimmt: Sie selbst oder der behandelnde Arzt.

Innerhalb weniger Stunden prüft ein Verantwortlicher der Spitex die angegebenen Daten und nimmt Kontakt zu Ihnen bzw. Ihrem Verwandten auf. Gemeinsam besprechen Sie dann das weitere Verfahren.

Möchten Sie mehr über die meistgenutzte Plattform für Online-Patientenanmeldung für Spitex-Dienstleistungen erfahren? Dann kontaktieren Sie uns. Wir von OPAN® stehen Ihnen gern beratend zur Seite.

by Karin Zehnder Veröffentlicht: Aktualisiert: Donnerstag, 8. Juli 2021

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