Wissenswertes zur Spitexlogistik und -dokumentation: Medikamente und Materialien

Reibungslos ablaufende Spitexlogistik und -dokumentation sind unabdingbare Komponenten einer optimalen Klientenversorgung. Gerade wenn Beschwerden verschiedener Art vorliegen, kommt es nicht selten vor, dass mehrere Ärzte involviert sind und verschiedene Medikamente verschreiben. Dann ist es sehr wichtig, alle möglichen Neben- und Wechselwirkungen und auch Folgeerkrankungen im Blick zu haben.

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Das gilt natürlich auch für die richtigen Dosierungen und die Zeiten der Einnahme. Damit sich Klienten nicht tagtäglich mit Unsicherheiten konfrontiert sehen, ist es unabdingbar, die einzelnen Abläufe zu analysieren und zu optimieren. Gefragt sind Modelle zur integrierten Medikamentenversorgung.

Diese Herausforderung wurde 2008 im Rahmen eines Projekts mit dem Titel «Integrierte Medikamentenversorgung» genauer analysiert. Es sollte dazu dienen, neue Ansätze zur Verbesserung der Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln im ambulanten Bereich zu erarbeiten.

Die Grundlagen des Projekts «Integrierte Medikamentenversorgung»

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25 polymorbide Patienten nahmen an diesem Projekt teil. Sie wurden im Schnitt von bis zu fünf verschiedenen Ärzten behandelt und lagen im Jahr zuvor mindestens einmal im Spital. Ihre Beschwerden waren breit gefächert und erstreckten sich von Herzkrankheiten über Wirbelsäulenverletzungen bis hin zu Niereninsuffizienz.

Die teilnehmenden Patienten klagten nicht nur über die Vielzahl der einzunehmenden Medikamente. Auch die mangelnde Übersicht, die sie über die Medikation hatten, war ein wichtiges Thema. Weitere erwähnte Ängste waren:

  • Angst vor Nebenwirkungen
  • Unsicherheit bezüglich Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten
  • bisher unbekannte Unverträglichkeiten

Hinzu kamen Klagen über die Logistik, denn Medikamente mussten selbst abgeholt und zu Hause fachgerecht gelagert werden. Das stellt einen deutlichen Mehraufwand für die Patienten dar. Auch die Ärzte, die im Rahmen dieses Projekts interviewt wurden, äusserten Sorgen. Sie klagten unter anderem über die hohe Komplexität gewisser Behandlungen und die damit einhergehende Furcht, unwissentlich Fehler zu begehen.

Grund dafür ist das Informationsvakuum, das entsteht, wenn ein Patient von mehreren Medizinern behandelt wird. Diese tauschen sich nicht immer ausreichend untereinander aus. Dadurch gestaltet sich eine Abstimmung der Behandlungsmethoden als sehr schwierig. Nicht selten waren zusätzliche Behandlungen notwendig, weil Nebenwirkungen unerkannt blieben oder Kontraindikationen vorlagen.

Welche Fortschritte machte die Spitexlogistik in den letzten Jahren dank des Projekts?

Auf Grundlage der erläuterten Herausforderungen wurde ein Programm ins Leben gerufen, das gleich mehrere Ziele erfüllen sollte. So sollte es mehr Transparenz bezüglich der Medikationen für alle Beteiligten schaffen, um Informations- und auch Materialflüsse optimieren zu können. Damit würde sich gleichzeitig die Medikamentensicherheit erhöhen.

Zu diesem Zweck prüfte man, ob ärzteübergreifende elektronische Verschreibungssysteme, die eine datentechnische Vernetzung und koordinierte Materialströme ermöglichen, sinnvoll umsetzbar wären. Involviert wurden Ärzte, Versicherer, betreuende Einheiten wie Spitex-Organisationen und eine Apotheke. Sie alle erhielten die ihnen zustehenden Aufgaben.

Den ersten Schritt gingen die Versicherer. Sie setzten sich mit ihren Klienten in Verbindung und forderten sie auf, unter strengen Qualitätskontrollen am Projekt teilzunehmen. Dann übernahm die Apotheke und pflegte die Medikationsdaten der letzten zwölf Monate in ihr System ein. Sie nahm zudem erneut Kontakt zu den Patienten auf, um sie bezüglich ihrer Lebensgewohnheiten und Gesundheitsdaten zu befragen.

All die gesammelten Daten wurden systematisch strukturiert. Anschliessend schaltete man die betreuenden Einheiten ein und befragte sie nach weiteren relevanten Informationen bezüglich der Medikationen. Es schlossen sich intensive ärzteübergreifende pharmazeutische Kontrollen an, die sich auf das Aufdecken eventueller Doppelverschreibungen, Kontraindikationen und wirtschaftliche Alternativen konzentrierten.

Dann wurden die behandelnden Ärzte involviert. Es folgten Absprachen darüber, ob auf gewisse Medikamente verzichtet werden kann und welche Dosierungen angepasst werden sollten. Auch über die Optimierung von Bestellrhythmen und Packungsgrössen, günstigere Generika und einfache therapeutische Substitutionen wurde diskutiert.

Die Ergebnisse des Projekts «Integrierte Medikamentenversorgung» im Überblick

Das Projekt sorgte für wertvolle Erkenntnisse. So ist die enge Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Pharmazeuten eine entscheidende Grundvoraussetzung dafür, Medikationen polymorbider Patienten sicherer zu gestalten. Ein besonderer Stellenwert wird auch dem Thema IT zuteil. Die grosse Fülle an Patientendaten manuell zu überblicken und weiterzuvermitteln, ist eine kaum zu bewältigende Mammutaufgabe.

IT-gestützte Abläufe sind also gefragt, wie das elektronische Rezept oder das elektronische Patientendossier. Letzteres ist im Idealfall an zentraler Stelle abgelegt, kann aber dennoch jederzeit von zugriffsberechtigten Ärzten, Betreuern und Apothekern eingesehen werden.

Hinzu kommen genaue Medikationspläne, die leicht verständlich aufzeigen, welches Medikament zu welcher Tageszeit einzunehmen ist. Es gibt zudem Aufschluss darüber, wie die Einnahme erfolgen soll, warum es verschrieben wurde und wer es verordnet hat. Auch Hinweise zur optimalen Lagerung sollten dazugehören.

Schon zwei Jahre nach dem Projekt war die Verbesserung der Medikamentensicherheit und -wirtschaftlichkeit deutlich zu erkennen.

Welchen Stellenwert haben Medikationspläne in der Spitexlogistik, und wie können sie verbessert werden?

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Die bereits kurz angesprochenen Medikationspläne sind ein sehr wichtiger Punkt im Rahmen der Spitexlogistik und -dokumentation. Ihnen widmet sich unter anderem die IG eMediplan. Ihr Ziel ist es, umfassende, strukturierte und allzeit aktuelle Medikationspläne in der Klientenversorgung zu etablieren.

Der eMediplan soll sich zu einem nützlichen und zuverlässigen Arbeitsinstrument entwickeln, das allen involvierten Gesundheitsfachkräften und Klienten zugänglich ist. So sollen medikamentöse Therapien wirksamer, sicherer und effizienter werden. Die Grundidee des eMediplans erfreut sich breiter Akzeptanz und gehört zu den bedeutendsten Anwendungsfällen des elektronischen Patientendossiers.

Zahlreiche Spitex-Organisationen, Spitäler, Arztpraxen, Apotheken und stationäre Pflegeeinrichtungen haben bereits eine Schnittstelle in ihrer Primär-Software implementiert. Damit können sie den eMediplan mindestens einlesen und ausdrucken. Auch eine App ist verfügbar, dank der die Klienten jederzeit und überall Zugriff auf ihre Daten haben.

Der eMediplan im Visier

Der eMediplan gibt Auskunft über die wichtigsten medizinischen Daten wie Alter, Gewicht, Körpergrösse, Allergien und Insuffizienzen. So fällt es allen Beteiligten leichter, die Medikation zu beurteilen. Diese ist für den Klienten sehr einfach identifizierbar, denn neben den Bezeichnungen sind Bilder im Plan zu finden. So können Medikamente nicht verwechselt werden.

Hinzu kommen unmissverständliche Angaben, zu welcher Tageszeit welche Arznei in welcher Menge einzunehmen ist. Auch Anleitungen zur Einnahme sind vorhanden. Der eMediplan gibt auch Aufschluss darüber, warum die Medikamente einzunehmen sind und wer sie verschrieben hat.

Sobald Veränderungen verordnet wurden, wird der Plan sofort angepasst, damit keine Einnahmefehler unterlaufen. Ihn ziert ausserdem ein QR-Code, der alle  Informationen digitalisiert enthält. Das medizinische Fachpersonal kann ihn einlesen, und Klienten scannen ihn mit der Mediplan-App.

All das macht den eMediplan zur optimalen Grundlage für die Zusammenarbeit aller Involvierten. Er erleichtert die Kommunikation ungemein und ermöglicht damit genaue Abstimmungen untereinander. Den Klienten verleiht er ein hohes Mass an Sicherheit. Er minimiert die Gefahr, Medikamente falsch einzunehmen, zu vergessen oder zu verwechseln.

Ein grosser Vorteil für die Gesundheitsversorgung ist, dass der eMediplan die Kosten minimiert. Dank optimierter Medikationen kommt es kaum mehr zu Überdosierungen oder Doppelverschreibungen.

Die Problematik der Doppelmedikationen

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Vor allem Doppelmedikationen sind ein grosses Problem, das natürlich nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern auch die Klienten selbst belastet. Auffällig ist, dass Spitex-Klienten oftmals mehr Medikamente nehmen als Heimbewohner. Im Durchschnitt nehmen die Spitex-Klienten 16 verschiedene Medikamente gleichzeitig ein. Bei Bewohnern von Pflegeeinrichtungen liegt der Schnitt hingegen lediglich bei neun.

Diese Menge ist oftmals gar nicht notwendig. Grund ist auch hier wieder die mangelnde Informationsweitergabe zwischen verschiedenen behandelnden Medizinern. Wissen sie nicht, was andere Ärzte bereits verschrieben haben, stellen sie unter Umständen wieder ein Rezept aus. Derartige Doppelverschreibungen sind für die Klienten nicht immer ersichtlich. Es gibt zahlreiche Medikamente, die unterschiedlich heissen und aussehen, aber die gleichen Wirkstoffe beinhalten.

Die Schuld daran trägt aber keinesfalls die Spitex. Die dort tätigen Fachkräfte verschreiben keine Medikamente. Das Problem liegt vielmehr darin, dass die verschiedenen behandelnden Ärzte oft nichts voneinander wissen.

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by Karin Zehnder Veröffentlicht: Aktualisiert: Freitag, 13. Mai 2022

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